Der Olavsweg

Der Olavsweg – Europäischer Kulturweg nach Nidaros

Vor 1000 Jahren brachte König Olav den Norwegern, die damals noch an Thor und andere heidnische Götter glaubten, das Christentum. Kurz nach seinem Tod in der Schlacht bei Stiklestad im Jahr 1030 wurde der König heilig gesprochen und als Vorkämpfer der nationalen Freiheit gegen den ständig wachsenden dänischen Einfluss in allen heutigen Landesteilen verehrt.

Am Platz dieser Säule in Hundorp hat König Olav das Gudbrandsdal christianisiert.

Christen aus ganz Europa begannen nach Nidaros zu pilgern, zum Grab des Heiligen Olav. Das heutige Trondheim entwickelte sich schnell zu einem großen Pilgerzentrum, ähnlich bedeutend wie Jerusalem, Rom oder Santiago de Compostela. Mit der Reformation geriet der Pilgerweg durch Norwegen in Vergessenheit. Dabei „ist Pilgern urchristlich und damit gut evangelisch: denn wir alle zusammen erleben christliche Freiheit; Katholiken, Protestanten, Konfessionslose und Neugierige“, sagt der Hamburger Pilgerpastor Bernd Lohse, mit dem die Autoren zusammen unterwegs waren.

Nachdem der Europarat bereits 1987 den Jakobsweg durch Spanien nach Santiago de Compostela als ersten Pilgerweg mit dem Prädikat einer europäischen Kulturstrasse versehen hat, wurde im Mai 2010 in Straßburg ein zweiter Pilgerweg offiziell in die Liste europäischer Kulturstraßen aufgenommen; der norwegische Olavsweg.

Reisen auf solchen Kulturwegen sollen und können durch Raum und Zeit konkret demonstrieren, dass jedes kulturelle Erbe eines Landes auch gemeinsames europäisches Kulturerbe darstellt. Die Kulturwege verdeutlichen und beleben deshalb auch das Grundprinzip des Europarates: Menschenrechte achten, kulturelle Demokratie und Vielfalt sowie eine großartige kulturelle Bereicherung über Grenzen und Jahrhunderte hinweg verbreiten.

Dieser Pilgerweg trägt jetzt die Zertifizierung „Cultural Route des Europarates“.

Die Fotografen und Autoren Helfried und Renate Weyer sind den Olavsweg nicht nur gelaufen, sie haben mit großem technischen Aufwand das Pilgern für ihr Buchprojekt und für Diavorträge fotografiert, die vielen kleinen meist mittelalterlichen Kirchen am Weg und die schönen Herbergen mit den Menschen, die sie schufen und betreuen. Dabei handelt es sich in vielen Fällen um jahrhundertealte Höfe, die schon zur Blütezeit der norwegischen Pilgerbewegung – also vor der Reformation – den Nidarospilgern Unterkunft gewährten. Viele dieser Herbergen sind noch erhalten oder wieder im historischen Stil aufgebaut; zum Beispiel mit einem Schafsfell als Bettdecke oder einer Doppelkoje für jeweils zwei Schläfer.

Schließlich haben die Autoren Trondheim am Namenstag des Heiligen Olav erreicht und die Schönheit des mächtigen Nidarosdomes so großartig aufgenommen, wie das vorher kaum geschehen ist.

Die meisten Pilger des Mittelalters folgten, aus Süden kommend, der Hauptroute durch das Gudbrandsdal und weiter über das Dovregebirge. Dann führt der Weg durch das Tal der Orkla bis Svorkmo und von dort über sanfte Hügelketten nach Skaun. Schließlich erreicht der Olavsweg den Trondheimer Fjord. Dort muss die Mündung des Flusses Gaula mit einer Fähre überquert werden, bevor die Schlussetappe angetreten werden kann.

War man im Mittelalter mit Pferden und Wagen auf dem Olavsweg unterwegs, dann konnten an einem Tag durchaus 35 Kilometer bewältigt werden. Diese Streckenabschnitte wurden in vier etwa gleich lange Etappen eingeteilt, in so genannte „rost“. An den Enden befanden sich jeweils Rastplätze mit Hütten und Weiden für die Pferde, so genannte „Olavs-Weiden“. Pilger, die zu Fuß gingen, haben vermutlich nur ein bis zwei „rost“ pro Tag zurückgelegt.